Die Dunkelkammer – Der Investigativ-Podcast

#8 Das Justizministerium und eine Falschinformation, Marsaleks Paranoia und Dichands Talent

Episode Summary

Leidet die WKSTA tatsächlich unter Hausdurchsuchungswut? Eine parlamentarische Anfragebeantwortung des Justizministeriums legt diese Diagnose nahe. Laut BMJ hat die Staatsanwaltschaft seit 2009 mehr als 11.000 Hausdurchsuchungen angeordnet. Allein: Die Zahl ist falsch // Wie paranoid war Ex-Wirecard-Vorstand Jan Marsalek? Was Ermittlungsakten über das Milieu des untergetauchten Managers erzählen // Wie man Inserate richtig urgiert: Was ein interner Mailverkehr des Glückspielkonzerns Novomatic über das kaufmännische Talent der Verlegerin Eva Dichand erzählt.

Episode Notes

+ Was leistet eigentlich die WKStA? 

Eine parlamentarische Anfragebeantwortung des Justizministeriums zur "Bilanz der Zentralen Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstrafsachen und Korruption" wirft Fragen auf 

(Den Link zum Dokument findet ihr hier: https://www.parlament.gv.at/dokument/XXVII/AB/13539/imfname_1549562.pdf)

Laut Justizministerium hat die WKStA zwischen 2009 und 2022 insgesamt 11.748 Hausdurchsuchungen angeordnet. 

Eine unglaublich hohe und zugleich unglaublich falsche Zahl. Tatsächlich waren es nämlich viel weniger Hausdurchsuchungen – wie viele genau, das weiß das Justizministerium allerdings nicht so recht. Das Protokoll einer Recherche.

++ Jan und seine Schlapphüte

Wie war Jan Marsalek als Wirecard-Manager so drauf? Und was genau hat er beruflich gemacht? 

Es gibt ja Hinweise darauf, dass er neben seinem Job bei der 2020 kollabierten Wirecard AG ausgiebige Kontakte ins geheimdienstliche Milieu unterhielt.

Marsaleks privates Hauptquartier war eine gemietete Villa in der Prinzregenstraße in München. 

Die Prinzregentenstraße war so etwas wie Marsalek persönlicher war room, wo offenbar auch aktive und ehemalige Mitarbeiter des österreichischen Innenministeriums ein- und ausgingen. Ein ehemaliger Beamter schilderte in einer Einvernahme, wie er 2019 zunächst den Auftrag erhalten hatte, die Villa in München nach Wanzen zu dursuchen, ehe er dort einen abhörsicheren Raum plante.  

+++ Wie man Inserate richtig "urgiert"

Thomas Schmid, der frühere Generalsekretär des Finanzministeriums, hat die Verlegerin Eva in Einvernahmen bei der WKStA als robuste Verhandlerin in eigener Sache beschrieben. Das lässt sich auch aus einem internen Mailverkehr des Glücksspielkonzerns Novomatic aus dem Jahr 2017 herauslesen. Darin berichtet ein Manager einem anderen, von einer telefonischen Intervention Eva Dichands. Demnach soll sie 2017 bei Novomatic (erfolglos) die Schaltung eines Inserats im Gegenwert von 17.300 Euro "urgiert" haben.