Von Michael Nikbakhsh. Die #188 Ausgabe behandelt wieder die Causa Christian Pilnacek. Ich veröffentliche mit dieser Episode auch mehrere Textpassagen, die gleich anschließend nachzulesen sind. Es handelt sich um das Transkript eines (von mir selbst heimlich aufgezeichneten) Gesprächs zum Fall Pilnacek am 9. Dezember 2023. An dem Gespräch in meinem Büro hatten Pilnaceks Freundin Karin Wurm, Anna P. (eine Mitarbeiterin von Wolfgang Sobotka), Christian Mattura und Peter Hochegger teilgenommen. Ich habe darüber in Grundzügen bereits in der Ausgabe Nummer 169 berichtet. Die nunmehrige (und ursprünglich nie geplante) Veröffentlichung erfolgt vor dem Hintergrund, dass a) zwischenzeitlich alle damaligen Teilnehmer öffentlich und in staatsanwaltschaftlichen Einvernahmen teils umfassend zum dem Treffen ausgesagt haben und b) Sobotkas Mitarbeiterin Anna P. nunmehr bestreitet, damals heikle Dinge über Sobotka und Bundespolizeidirektor Michael Takacs gesagt zu haben. Das Treffen Ende 2023 beschreibt sie jetzt als "irre" und "abstrus", voll "verrückter Verschwörungstheorien" und vor allem voller Alkohol. Eine b'soffene Schwurblerg'schicht, quasi. Nun, das war es ganz sicher nicht.
Das gesamte Meeting dauerte um die drei Stunden, wovon ich knapp zwei Stunden aufgezeichnet habe.
Aus rechtlichen Gründen veröffentliche ich kein Audomaterial – vielmehr zehn zentrale Passagen in Schriftform mit Zeitstempeln.
Diese Passagen decken zusammen rund 15 Minuten der Aufzeichnung ab.
Namen von handelnden Personen wurden soweit erforderlich anonymisiert, die Transkription ist wortwörtlich und erfolgte nach bestem Wissen und Gewissen - soweit Wörter unverständlich waren, wurde dies angezeichnet.
Passage 1: 00:07:34 – 00:11:59 „Wir finden ihn nicht“
Michael Nikbakhsh
Dagmar W. hat den Todeszeitpunkt auf ungefähr sechs Uhr datiert, stimmt das? (Anm. W. ist die am 20. Oktober 2023 herbeigerufene Notärztin)
Karin Wurm
Ja, also
Anna P.
Ja, eine Stunde, maximal zwei. Und sie war unten um acht Uhr fünfzehn, war sie circa unten
Michael Nikbakhsh
Dein Bruder ist ein Feuerwehrmann, der dabei war?
Anna P.
Ja
Michael Nikbakhsh
Er hatte kein Wasser in der Lunge
Anna P.
Nein. Mein Bruder, sein bester Freund und dann von der Gemeinde, Gemeindemitarbeiter, zwei, die alle dabei waren und die haben alle gesagt, da stimmt was nicht
Karin Wurm
Und der S., der Bestatter, den konnte ich leider noch nicht irgendwie interviewen, sage ich mal, der hat gesagt, so etwas hat er in seiner ganzen Laufbahn noch nicht gesehen. Das ist ganz, ganz eigenartig gewesen
Anna P.
Ich meine, das Wasser. Wenn ich mich umbringe, Punkt eins, dann brauchst nicht ins Wasser, derschießt sich, hängt sich auf. Punkt zwei, es war der Seitenarm, wo das Wasser
Karin Wurm
Ein Meter zwanzig
Anna P.
Einszwanzig hatte und ein Becken, weil links, rechts eine Schotterbank war, dass er nicht einmal hinaustreiben hat können. Und er ist am Rücken geschwommen
Karin Wurm
Keine Verletzungen
Anna P.
Er hat nur da eine Schürfwunde gehabt
Michael Nikbakhsh
Wie weit weg vom Haus ist das?
Karin Wurm
250 Meter
Anna P.
Luftlinie, ja, maximal
Karin Wurm
Also immer gerade und dann ein bissl rechts und dann beim Schranken
Anna P.
Grad runter, quasi
Karin Wurm
Da sind wir immer mit der Helene spazieren gegangen, deshalb kannte er diese Gegend
Michael Nikbakhsh
Also er lag am Rücken im Wasser, in einem knietiefen oder
Karin Wurm
Seicht
Michael Nikbakhsh
Seichten Wasser
Karin Wurm
Eine Lacke, sozusagen
Michael Nikbakhsh
Und dann habe die Amtsärztin festgestellt, dass da was nicht stimmt
Karin Wurm
Ja, es stinkt zum Himmel
Michael Nikbakhsh
Und der leitende Kriminalbeamte wollte ihn aber gleich mitnehmen lassen
Karin Wurm
Ja, genau. „Das kostet mich den Kopf“, hat er gesagt, „wenn der zur Obduktion kommt“
Anna P.
Angeblich … unverständlich … der Takacs Michl, weil ich hab ihn angerufen, ja, … unverständlich … Innenministerium, und es war meine erste Reaktion, dass ich ihn anrufe und sag: Michl, wir haben ein Problem. Ich hab gestern den Christian geholt, dem haben’s den Schein zwickt. Sagt er: „Ja, das hab ich schon gehört.“
Sag ich: Ja, aber das Problem ist, wir finden ihn nicht. „Ja, ihr müsst’s ihn suchen fahren.“
Sag ich: Wir sind grad auf dem Weg. Sagt er: „Habt’s keine Angst, wenn er wo im Weingarten liegert worden ist, dann, es war nicht so kalt.“
Sag ich: Ja, aber es sind die ganzen Weinbauern, es ist Lese, sag ich, da stimmt was nicht. „Na fahrt’s einmal und ich melde mich dann in einer halben Stunde wieder oder ruf mich an.“
Es hat nicht einmal eine halbe Stunde gedauert, sind wir intuitiv da rausgefahren. Das Polizeiauto ist dagestanden und ich hab zur Karin gesagt: Die reden wir jetzt an, da stimmt was nicht. Und da waren keine Autos und dann ist ein Lkw-Fahrer rübergekommen, und ich hab ihm gedeutet, du kommst nicht raus, wir haben dich eingeparkt, sagt er: „Ja, die hab eh ich geholt, weil da unten schwimmt eine Leiche“. Dann sind wir nach vorn gelaufen, das waren Bekannte vom Posten Mautern
Karin Wurm
Die haben dann gefragt: „Was suchen Sie?“ Christian Pilnacek. „Und was hat er angehabt?“ Blaue Hose, rosa Pullover, weißes Hemd, Nike-Turnschuhe und eine grüne Barbour Jacke
Anna P.
Und anscheinend haben sie den Auftrag gehabt, dass sie so schnell wie möglich schauen, dass er dort wegkommt, bevor die Medien da sind
Karin Wurm
Keine Tatortsicherung
Anna P.
Hat es ja angeblich gegeben. Ich habe dann gesagt zum Takacs Michl und zum M., mit dem habe ich schon im Innenministerium zusammengearbeitet und dann im Parlament, habe ich gesagt, M., ich will nur wissen, wann und wo angeblich diese Geisterfahrermeldungen gekommen sind und ich will die Fotos sehen, wo es angeblich diese Spur gibt, wo er ausgerutscht ist, weil ich kenne mich da unten aus, ich bin da daheim, ich will das sehen. Kein Kontakt mehr, keine Fotos, nichts ist uns gezeigt worden.
Chris Mattura
Die Geisterfahrmeldung hat es angeblich gegeben, weil eine Bekannte von mir, die hat das gehört
Anna P.
Jedenfalls, ich habe dann, wie das alles so dubios geworden ist, habe ich dann nimmer nachgefragt, weil mich hat ja dann am 30. Oktober am Montag der Wolfgang angerufen.
Er ist ja dann erst eine Woche später, am Feiertag obduziert worden, am Montag drauf ruft mich der Wolfgang an, Sobotka, und sagt zu mir: „Ja, das erste Obduktionsergebnis, dass er wirklich ertrunken ist.“
Und ich hab zu ihm gesagt, das geht nicht in meinen Schädel hinein, alle die unten waren, der hat Luft in der Lunge gehabt. Ja, ich hab mit Ärzten geredet, das geht, sekundäres Ertrinken.
„Nein! Das war nicht einmal sekundäres Ertrinken, und was da drinsteht, das stimmt und dem kann man vertrauen und muss man, was da drinsteht!“
Und ich hab dann nur gesagt, ja, gut, dann war es halt so.
Und dann, ein paar Tage später, hat er mich wieder angerufen, hat er gesagt: „Du, ich höre, dass deine Freundin und du mit Medien, mit Journalisten redet.“
Sag ich, Wolfgang, Bullshit, sage ich, wir reden mit keinem.
Karin Wurm
Halte sie zurück
Anna P.
„Ja, hol deine Freundin ab, halte sie zurück, ihr dürft mit keinem reden.“ Ich hab dann gesagt, dann ist es wieder wegen der Todesursache gegangen, hat er gesagt: „Ja, das war so.“
Und ich sag noch, dann war es vielleicht ein Unfall. Dann hat er ins Telefon hineingeplärrt: „Nein! Das war nicht einmal ein Unfall! Das war Ertrinken ohne Fremdverschulden, das ist festgestellt worden!“ Sag ich, gut, dann war das so.
Passage 2: 00:15:41 - 00:16:44 "Shit happens"
Peter Hochegger
Was hat er gemacht während der Fahrt, wo du ihn abgeholt hast?
Anna P.
Zehn Minuten hat er mit dem Handy getippt. Angeblich hat er mit dem Typen geschrieben, den er in der ungarischen Botschaft getroffen hat und mit dem er da geschäftlich etwas geplant hätte.
Dem hat er geschrieben „Scheiße, mir haben’s den Schein abgenommen“, und der muss geantwortet haben „Shit happens“, und nach zehn Minuten ist er eingeschlafen und hat dann bis zur Haustür quasi geschlafen dann.
Und dann auf der Terrasse hat er aber dann noch eine halbe Stunde wieder wie narrisch mit wem geschrieben, wo aber keiner weiß, mit wem. Meine Vermutung war dasselbe, dass er gesagt hat, tut’s jetzt was für mich, oder ich pack aus.
Michael Nikbakhsh
Und dann hat ihm jemand gesagt „Christian, können wir uns treffen.“ Und dann ist wahrscheinlich was schiefgelaufen
Anna P.
Weil, weißt du, was das Komische ist. Wenn ich saufen geh und fett bin und hocke dann fünf Stunden unten, bin ich eigentlich voll nüchtern und überleg mir das nicht nach fünf Stunden, sondern mach es gleich
Karin Wurm
Und noch einmal: So volltrunken wäre der Christian nie ins Auto gestiegen, der hat was getrunken, ja, aber nicht bei 1,5 (Anm. Promille) und meine Vermutung ist ja, dass ihm die vielleicht Tropfen reingehaut haben, irgendwo.
Christian Mattura
Das habe ich auch schon gehört, dass er im Regina Margerita (Anm. ein Wiener Innenstadt-Restaurant) eher einen Kasperl aufgeführt hat, was er normal nicht war
Passage 3: 00:17:54 - 00:20:34 „Lasst’s ihn verschwinden“
Michael Nikbakhsh
Kommen wir zu einem Punkt, der, wenn es so ist, wie ich es gehört habe, der heikel ist, wie nichts anderes in der Sache. Und dort sind schon so viele Sachen heikel. Stimmt es, dass du dem Sobotka gesagt hast, du hast den Laptop in die Donau geschmissen?
Anna P.
Nein, noch nicht
Christian Mattura
Hast ihm noch nicht gesagt
Anna P.
Nein
Christian Mattura
Aber ich hab geglaubt, du sagst es ihm
Anna P.
Nein, nein, ich hab gesagt … unverständlich … Die Geschichte war so. Wir sind dann am Sonntag drauf, seine Frau ist Therapeutin, habe ich gesagt, Marlies, können wir kommen, weil wir wirklich fertig waren.
Und ich zu tausend Prozent habe ich dann oben gesagt, sag ich: Ja, du, ich habe den Laptop, den habe ich natürlich nicht übergeben und USB-Sticks.
Dann hab ich noch gemeint, dann schaust halt, was drauf ist auf die USB-Sticks, sagt er: „Nein, lieber nicht, dann sind die Fingerabdrücke oben“
Anna P.
Und dann vor zwei Wochen, wie mich seine Frau kontaktiert hat
Karin Wurm
List (Anm. Caroline List, Präsidentin des Grazer Straflandesgerichts)
Anna P.
Die List. Weil sie auch gefragt hat wegen dem Laptop, sag ich: Wir schauen gleich noch einmal nach und hin und her. Ist dann ein paar Tage später die G. (Anm. eine Arbeitskollegin von Anna P.) zu mir gekommen und hat gesagt – weil sie auch weiß, dass der Laptop nicht verschwunden ist und hin und her – und sie: „Der ist so wichtig, weil ich habe dem Christian auch Dateien gegeben wegen dem UsA (Anm. Untersuchungsausschuss), und wenn das herauskommt, ist das für mich auch heikel, und der Wolfgang will auch wissen, wo er ist.“
Und da bin ich dann hellhörig geworden, wie sie gesagt hat, der Wolfgang will auch wissen, wo er ist
Michael Nikbakhsh
Entschuldige, wer hat das gesagt, dass der Wolfgang das auch wissen will?
Anna P.
Die G., meine Kollegin, die mit dem Christian und der M. (Anm. eine Journalistin) immer beieinander waren im Cavaluccio ... Also ab der Suspendierung, die kennen sich seit über 20 Jahren schon im Innenministerium und die haben sich immer getroffen, mehrmals in der Woche, zwei, dreimal im Cavaluccio, ja.
Und da habe ich mir gedacht: Warum sagt sie mir das? Weil ich weiß, dass ich ihm das zwei Tage später gesagt habe. Und ich habe dann überlegt, soll ich jetzt dem Wolfgang sagen: Du, du weißt Bescheid? Und dann hab mir gedacht nein, ich sage einfach gar nichts, weil theoretisch weiß er es ja und er könnte mich ja einfach fragen.
Auf der anderen Seite weiß ich, dass er schon sehr viel vergisst. Aber ich habe mir dann gedacht, ich habe mich dann entschieden, dass ich jetzt sicher nicht proaktiv zu ihm hingehe und ihm das sage.
Wer es weiß, ist der Takacs Michl, weil der hat zu mir gesagt: „Ja nicht hergeben“
Karin Wurm
„Lasst‘s ihn verschwinden“
Anna P.
Hat er gesagt: „Lasst‘s ihn verschwinden“
Michael Nikbakhsh
Er hat dir das gesagt?
Karin Wurm
Er hat das gesagt, genau
Anna P.
Ja, er hat gesagt: „Macht’s, macht’s, wennst irgendwen hast, dem du vertraust, einfach weg von euch, ausse vom Haus“
Karin Wurm
Und dann hat er auch noch gesagt: „Aber ich kann mich da nicht so reinhängen, weil ich hab noch ein paar Jahre zur Rente oder zur Pension. Lasst‘s mich da aus dem Spiel“
Anna P.
Er hat zur mir noch gesagt: „Anna, schau durch, ob sich irgendwelche Dateien nicht öffnen lassen können, die wären vielleicht interessant, aber ja weg von euch. Wenn du wen kennst, dem du vertraust, tu das, aber weg von euch und ich will quasi nichts hören und sehen, ich hänge eh schon weit draußen, aber ich habe noch ein paar Jahre zur Pension“
Peter Hochegger
Aber ist interessant, nicht?
Passage 4: 00:24:09 – 00:25:08 "Nix, außer ein Feuerzeug"
Karin Wurm
Und wo ist der USB Stick? Den hat er immer in seiner Hosentasche gehabt, einen USB, immer. Er hat am Abend die Hose ausgezogen, hat‘s am Schreibtisch gelegt und in der Früh wieder eingesteckt. Den hat er immer dabei gehabt, und ich habe immer so gescherzt: Hast eh deinen Stick dabei?
Anna P.
Also wir wissen, dass er an dem Abend ein dickes Packl Geld in der hinteren Hosentasche gehabt hat
Karin Wurm
Ja
Peter Hochegger
Vom Wolfgang
Anna P.
Und dieser USB-Stick
Karin Wurm
Von welchem Wolfgang?
Anna P.
Vom Rauball
Karin Wurm
Aha
Anna P.
Das hat er uns erzählt
Karin Wurm
Ja, aber ein Packl Geld? Der Rauball?
Anna P.
Das hat er uns beiden erzählt, wie wir bei der C. waren.
Karin Wurm
Ja, aber wo wäre das denn jetzt?
Anna P.
Und es war der H. (Anm. ein Polizist aus Mautern), der hat seine Taschen ausgeräumt, und ich hab ihn am letzten Samstag wieder gefragt, weil wir gemeinsam auf einem Konzert waren, sag ich: Mein Bruder hat gesagt, du hast die Taschen ausgeräumt. Was war da drinnen?
Sagt er: „Nix, außer ein Feuerzeug“
Karin Wurm
Und der Stick ist auch weg
Passage 5: 00:31:14 - 00:32:09 "Fünf Stunden fehlen"
Anna P.
Mein Bruder hat gesagt, es waren die Fingerspitzen schon also ein bisschen blau, mehr nicht. Was ja dann wieder darauf … unverständlich ….., dass er noch nicht lang tot war. Es hat auch C., sein bester Freund, hat dann auch gesagt: „Boah, der ist ja noch voll weich und warm, der kann nicht lang tot sein.“
Das hat die Ärztin dann bestätigt
Michael Nikbakhsh
Es fehlen demnach fünf Stunden.
Karin Wurm
Fünf Stunden fehlen, das ist ja das Mysteriöse
Michael Nikbakhsh
Abwehrverletzungen?
Karin Wurm
Nichts, gar nichts
Michael Nikbakhsh
Es hätte ein natürlicher Tod oder ein Selbstmord sein können vom Gesamteindruck des Leichnams her
Anna P.
Die, die unten waren, mein Bruder und die alle, die alle haben gleich gesagt, der hat keine Wasserlunge. Und ich hab dann zu meinem Bruder gesagt, sag ich, wie war das? Sagt er: „Du, wir haben ihn rausgehoben, haben ihn dann auf die Seite gedreht, es ist ein bisschen Wasser vom Mund gekommen, das kommt von der Donau, von den Schiffen, einen Wellengang hast. Das kann schon reinkommen, das Wasser.“ Aber dann haben sie mir noch gesagt, sie haben ihn auf den Rücken gelegt und es ist nur Luft gekommen
Passage 6: 00:34:40 - 00:35:09 "Aber du redest eh mit keinem?"
Anna P.
Freitag war Feiertag. Am Donnerstag haben sie Strategiebesprechung gehabt im Club und da war ich dann auch noch im Büro, weil ich erst um halb sieben abgeholt wurde und ein Kollege ist gekommen und sagt: „Anna, hast du einen kurzen Moment?“ Um sechs war das.
Sagt er: „Ist die Pilnacek-Geschichte jetzt bei dir vorbei oder geben die eine Ruhe?“
Sag ich: Du, jein, ist gerade wieder eine Anfrage von Österreich gekommen an den Rouven (Anm. Rouven Ertlschweiger, damals Sobotkas Sprecher).
„Aha, und was steht da drinnen?“
Dann hab ich‘s ihm vorgelesen, sagt er: „Aber du redest eh mit keinem?“
Sag ich: Du, ich heb bei fremden Nummern nicht ab, ich red mit keinem, ich schreib mit keinem, nein.
„Ok, na dann passt’s eh“
Passage 7: 01:03:34 – 01:04:31 "Das haben wir eh gut gemacht"
Anmerkung: Die nachfolgende Passage beschreibt die Übergabe von Pilnaceks privatem Laptop durch Anna P. an Christian Mattura, am 7. November 2023 in einer Wiener Tiefgarage.
Anna P.
Ich habe das offiziell schon gleich ein paar Tage oder eine Woche später gemacht, nachdem ich es mir durchgeschaut habe, und es waren nur alte Dateien drauf und, nichts Relevantes
Christian Mattura
Und falls da wirklich etwas auftaucht, Beispiel von einer Überwachungskamera von der Parkgarage am Neuen Markt
Anna P.
Das haben wir eh gut gemacht
Christian Mattura
Du hast einen Prosecco rausgenommen
Anna P.
Wir sind Jugendfreunde
Michael Nikbakhsh
Wann hast du ihm den (Anm. Pilnaceks Laptop) gegeben?
Anna P.
Ich weiß nicht, wann das war, war das zwei, drei Wochen später?
Christian Mattura
Ja, so, ja
Michael Nikbakhsh
Das ist aber auch schon wieder einen Monat her oder so
Karin Wurm
Länger schon.
Christian Mattura
Ein Monat wird’s sein.
Anna P.
Ja, ein Monat wird’s sein. Und ich quasi bin hinten dann bei der Rückbank rein und hab den da unter die Jacke und hab dann zwei Flaschen Sekt rausgenommen
Michael Nikbakhsh
War das eigentlich spontan oder wolltest du ihm den geben?
Anna P.
Ich wollte ihn ihm geben, weil der Rauball (Anm. Wolfgang Rauball, ein Freund Pilnaceks) gesagt hat, er weiß wen, der das machen kann, der sich ihn anschauen kann
Michael Nikbakhsh
Also, der Rauball weiß auch, dass es ihn gibt?
Peter Hochegger
Ja, ja. Der hat die ganze Übung finanziert
Passage 8: 01:39:38 - 01:40:41 "Wenn ich wieder ans Ruder komme"
Karin Wurm
Und der Basti (Anm. Sebastian Kurz) hat dem Christian ja auch gesagt, das hat er mir erzählt: „Wenn ich wieder ans Ruder komme, dann mach ich dich zum Justizminister.“
Und ich habe dann immer so in der Früh gesagt: Guten Morgen, Herr Justizminister, meine Verehrung, Herr Justizminister!
Er hat gesagt: „Hör auf! Hör auf!“
Sag ich: Na hearst, wennst im Pyjama neben mir sitzt!
Das war immer so lustig. Das hat er ja so gern gehabt, das Normale bei mir. Weißt du, ich bin nicht so eine von oben herab
Christian Mattura
Du hast ihm sicherlich in dieser Zeit, das war ganz wichtig
Karin Wurm
Ja. „Die schönste Zeit meines Lebens“, hat er gesagt.
Anna P. Wurm
Er hat auch immer gesagt, schad, dass ihr euch nicht schon früher getroffen habt
Michael Nikbakhsh
Hat er jemals in deiner, eurer Gegenwart irgendwas von Lebensmüdigkeit angedeutet?
Anna P.
Nein
Karin Wurm
Nein, nie
Michael Nikbakhsh
Jemals in eurer Gegenwart zu verstehen gegeben, dass er zu Affekthandlungen neigt, zu unüberlegtem Vorgehen?
Karin Wurm
Nein, überhaupt nicht. Er hat gesagt: “Hier, ich bin hier so zu Hause, ich bin ja schon ein Rossatzer“, hat er immer gesagt. Das hat er zu der Mikl-Leitner gesagt: „Ich bin jetzt schon ein Rossatzer.“ Und zum Ritschie Grasl
Passage 9: 01:41:37 - 01:43:02 "Bring mir den nicht schon wieder"
Michael Nikbakhsh
Und die Frustration über die ÖVP? Und die versuchten Interventionen? War das jemals ein Thema? Also quasi das, was er am Bandl gesagt hat? (Anm. das von Christian Matura im Juli 2023 heimlich hergestellte Pilnacek-Tape)
Hat er das im kleinen Kreis auch wiederholt?
Karin Wurm
Bei uns nicht
Anna P.
Bei uns nicht. Ich weiß über die G., dass er das, also die hat mir paar mal so Geschichten gesagt, dass er das tatsächlich schon die letzten zwei Jahre immer wieder gesagt hat, wie der UsA angefangen hat (Anm. gemeint ist hier der ÖVP-Korruptionsausschuss 2021-2024).
Auch diese Aussage so quasi zum Wolfgang „Warum hast du mir nicht geholfen?“ „Weil du hast dich nicht für uns entschieden“
Chris Mattura
Da wo uns wir getroffen haben, hat es dreimal so eine Situation gegeben. Das ist in so ein Gespräch abgedriftet, also ich kannte das wirklich schon davor und eben am 28. Juli habe ich draufgedrückt
Anna P.
Er wollte ja öfters einen Termin beim Wolfgang haben, das habe ich auch über die G. mitgekriegt. Dann hat er sich einmal getroffen und dann wollte er wieder einen haben und ich weiß nur, dass die G. einmal gesagt hat, dass der Wolfgang irgendwie gesagt hat: „Nein, nicht schon wieder. Bring mir den nicht schon wieder“ Oder weiß ich nicht
Karin Wurm
Und die Situation beim Heurigen. Wir waren ja oft beim Heurigen, der Christian und ich. Und da ist der Sobotka gesessen mit seiner Frau und noch ein paar anderen und der Christian war ja so ein vornehmer, höflicher Mensch, ist dann hingegangen hat dem Wolfgang Sobotka die Hand hin, und der ist nicht einmal aufgestanden.
Passage 10: 01:46:40 - 01:47:09 "Da stimmt etwas ganz gewaltig nicht"
Anna P.
Also der Wolfgang, ich hab‘s eh gesagt, der ist so eintrichternd – „Das war Selbstmord und das war doch ohne Fremdverschulden.“ Und was mir auch nicht aus dem Kopf geht: Der Tomac Heli, der Landespolizeidirektor aus Tirol (Anm. Helmut Tomac), hat dem Rauball eine Nachricht geschickt
Peter Hochegger
Er glaubt’s nicht
Karin Wurm
Er glaubt’s nicht, genau
Anna P.
Wie das rausgekommen ist mit dem Obduktionsbericht, muss er ihm geschrieben haben: „Lieber Wolfgang, da stimmt etwas gewaltig nicht“
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